Im letzten November ist mein Vater gestorben. Nachdem ich viel in unterschiedlichen Netzwerken über Abschiednehmen in Covid-Zeiten gelesen hatte, musste ich nun selbst Abschied nehmen im kleinen Kreis mit Abstand, ohne Nachfeier.
Da, wo wir an Grenzen stoßen, wird Kreativität gefordert!
Und so war es kostbar zu sehen, wie jeder Einzelner dazu beigetragen hat, diesen Tag besonders zu machen. Meinem Vater einen würdevollen Abschied zu geben, auch wenn wir nicht auf vertraute Rituale zurückgreifen konnten.
So entstand eine Homepage, wo Freunde und Familienangehörige Fotos, Erinnerungen und Geschichten teilen konnten. Eine besondere, selbst gestaltete Traueranzeige. Eine Liveübertragung aus der Kapelle. Ein persönliches, aufgenommenes Lied. Ein gemaltes Bild von der Urenkelin. Eine Diashow, die geteilt wurde.
Der Tag vor der Beerdigung war gefüllt mit Basteln. Es wurden kleine, liebevolle Geschenkverpackungen hergestellt, für ein Blumentöpfchen mit „Vergissmeinnicht“, eine kleine Tafel Schokolade und das Lieblingsrezept meines Vaters, „Schlesische Klöße“.
Dieses gemeinsame Basteln war schon ein Teil der Trauerarbeit. Wir waren mit unseren Händen beschäftigt und haben uns erinnert, geweint und gelacht.
Das „Aussähen“ in die kleinen Blumentöpfchen und das Nachschauen, wie die Pflanzen wachsen, wurde nach der Beerdigung für die Kinder, aber auch für die Erwachsenen noch einmal ein besonderer Moment - „Vergissmeinnicht“!
Statt einer Nachfeier haben wir alle in unseren Familien versucht das Lieblingsgericht nach zu kochen, mit unterschiedlichem Erfolg. Und in mir konnte ich das Lachen von meinem Vater über unsere Ergebnisse hören. Ich habe mich mit ihm und mit allen verbunden gefühlt. Und das war sehr tröstlich.
Natürlich wäre es gut gewesen, wenn mehr Familienangehörige und Freunde zur Beerdigung hätten kommen dürfen. Die „erlaubten“ Plätze in der Kapelle haben noch nicht einmal für den engsten Familienkreis gereicht. Vielen Menschen ist das Abschiednehmen, der letzte Weg vorenthalten geblieben. Und das ist traurig.
Bekannte, gewohnte Rituale geben Halt, gerade in einer Zeit, in der man sich verloren fühlt.
Wir als Familie haben einen Weg gefunden, der gut für uns war und auf dem wir uns miteinander verbunden und getröstet gefühlt haben.
Es war eine Chance, in sich hinein zu hören und Neues zu wagen.
Ich werde aber auch dankbar sein, wenn Umarmungen und Gemeinschaft wieder möglich sind.